Der Klimawandel stellt die heimische Forst- und Holzwirtschaft vor bedeutende Herausforderungen. Die vermehrte Trockenheit und der Anstieg von Käferkalamitäten haben in den letzten Jahren insbesondere auf Fichtenstandorten zu erheblichen Verlusten geführt. Zusätzlich üben nichtheimische Baumarten wie der Götterbaum verstärkten Druck auf heimische Waldgesellschaften aus, was den Waldbestand weiter beeinträchtigt. Neben invasiven Baumarten gibt es auch nicht invasiv eingestufte Baumarten wie z.b die Küstentanne, die gemäß österreichischem Forstgesetz begründet und bewirtschaftet werden darf. Diese angeführten Baumarten könnten möglicherweise besser mit den veränderten Klimabedingungen zurechtkommen.
Für die Küstentanne (Syn.: Große Küstentanne, Riesentanne) wurde mittels einer eingehenden Literaturanalyse und Expertenbefragung untersucht, ob diese Baumart eine wertvolle Ergänzung für die österreichischen Wälder darstellen könnte. Zusätzlich wurde das Holz der Küstentanne hinsichtlich ihres Nutzungspotenzials für die Holzwirtschaft analysiert. Diese wirtschaftlichen Überlegungen wurden durch eigene Materialuntersuchungen ergänzt. Zu diesem Zweck wurden 15 Individuen der Küstentanne im Bezirk Krems, Gemeinde Gföhl (Niederösterreich), gefällt und hinsichtlich ihrer Holzqualität beurteilt.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass die Küstentanne in ihrer Jugendphase über hohe Zuwachsraten verfügt. Allerdings beginnen die Bäume ab einem Alter von etwa 40 Jahren abzusterben. Trotzdem kann die Baumart in Mischbeständen und auf kleinen Flächen zur Steigerung der Biodiversität beitragen. Aufgrund ihrer Anfälligkeit gegenüber dem Hallimasch (Armillaria) sind großflächige Begründungen unter den gegebenen Bedingungen nicht zu empfehlen.
Die Stämme der Küstentanne weisen einen Nasskern auf, der in Bezug auf mechanische Eigenschaften kaum von dem der Weißtanne abweicht. Obwohl die Dichte vergleichsweise gering ist, sind die mechanischen Eigenschaften ähnlich jener der heimischen Fichte sowie der Weißtanne. Für Bauanwendungen bedarf es einer gründlicheren Untersuchung der Küstentanne. Aktuell kann das Holz der Küstentanne nur für nicht tragende Zwecke und in der Holzwerkstoffindustrie empfohlen werden.
Insgesamt verdeutlicht diese Arbeit die vielfältigen Aspekte, die bei der Integration von Baumarten wie der Küstentanne in die österreichische Forst- und Holzwirtschaft berücksichtigt werden müssen. Es wird aufgezeigt, dass trotz einiger vielversprechender Eigenschaften, insbesondere im Hinblick auf den hohen Zuwachs, auch Herausforderungen wie die Anfälligkeit gegenüber bestimmten Pilzarten berücksichtigt werden müssen. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die künftige Bewirtschaftung und Nutzung der Küstentanne zu schaffen.
Für weitere Informationen und Anfragen steht Christian Huber gerne unter folgendem Kontakt zur Verfügung :
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