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Robinie - Wertholzerzeugung auf Extremstandorten

 

Reisebericht von DI Demel

Seit vielen Jahren hört und liest man von guten Erfolgen, die ungarische Forscher bei Auslese und Aufzucht qualitativ hochwertiger Robinien (Robinia pseudoacacia L.) erzielten. Die Arbeitsgemeinschaft für Waldveredelung und Flurholzanbau veranstaltete vom 2. – 4. Juni 2004 eine forstliche Fachexkursion zu Robinien-Versuchsflächen der ungarischen forstlichen Versuchsanstalt. Ungarische Kollegen stellten einem sehr interessierten Teilnehmerkreis ihre beeindruckenden Forschungs- und Zuchtergebnisse vor.

Die Baumart Robinie ist mit einem Anteil von derzeit 22,3 % bereits heute die meist verbreitete und wichtigste Wirtschaftsbaumart Ungarns. Da sie in den laufenden Aufforstungen mit 35-40 % vertreten ist, wird sich ihr Anteil noch deutlich erhöhen.

Warum Robinie?

41,4 % der Gesamtfläche Ungarns sind sehr trockene und warme Tiefebenen unter 150 m Seehöhe. Die Jahresniederschläge liegen unter 450 mm, die mittlere Jahrestemperatur zwischen 11° - 12°C. Die Nahbereiche der großen Flüsse Donau und Theiß werden regelmäßig überflutet und dort kann sich trotz des trockenen Klimas ein Auwaldgürtel erhalten. Außerhalb der Auwälder war auf den lockeren Sandböden nur mehr Grassteppe als natürliche Pflanzengesellschaft möglich. Es entstanden Wanderdünen aus Flugsand.

Als man nach 1920 begann, die gefährdeten Böden zu stabilisieren, bewährte sich die anspruchslose, trockenresistente und dennoch raschwüchsige Robinie am besten. Eine intensive Anbauwelle, die auch nach dem 2. Weltkrieg fortgesetzt wurde, begann. Seit 1938 verdoppelte sich der Waldanteil Ungarns auf derzeit ca. 20 % der Gesamtfläche. Wesentlichen Anteil an dieser Steigerung hat die Robinie, die auch abseits der erwähnten „Zwangsstandorte“ auf sandigen Böden großflächig angepflanzt wird.


Standortsansprüche der Robinie

Robinien benötigen zum guten Gedeihen lockere (sandige), gut durchlüftete Böden. Schwere Lehm- oder Tonböden sind ungeeignet und werden durch andere Laubbaumarten (bes. Eichen) besser genutzt.
Der Nährstoffbedarf ist gering. Als Leguminosen sind Robinien in der Lage, Luftstickstoff zu binden. Auch Calcium wird angereichert. Selbst mehrere Robinien-Generationen nacheinander auf derselben Fläche verschlechterten die Bodengüte nicht.
Robinien haben einen hohen Wasserbedarf, der durch die geringen Niederschläge in den Trockengebieten nicht abgedeckt werden kann. Es ist zusätzlich Grundwasser in erreichbarer Tiefe oder Wasser aus Überflutungen erforderlich. Die nun schon seit ca. 15 Jahren andauernde Trockenperiode mit beträchtlichen jährlichen Niederschlagsdefiziten sowie großflächige Grundwasserentnahmen zur Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen senkten den Grundwasserspiegel von 1,50 m – 2,00 m auf stellenweise bis zu 8,00 m Tiefe. Mittelalte Robinienbestände beginnen deshalb abzusterben.

Gegen Spät- und Frühfröste in der Vegetationszeit sind Robinien sehr empfindlich. Im Hügelland und Mittelgebirge werden sie deshalb nicht gepflanzt.

 

Vermehrung der Robinien

Die Vermehrung der Robinien erfolgt entweder aus Samen oder vegetativ aus Wurzelstecklingen.
a) Anzucht aus Samen:
Robiniensamen behalten ihre Keimfähigkeit, wenn sie auf dem Waldboden liegen, mindestens 40 bis 50 Jahre. Ohne spezielle Behandlung (Stratifizierung) können sie nicht keimen, sie wurden früher mit kochendem Wasser übergossen und dann ausgesät. Heute wird die harte Samenhülle mechanisch gebrochen, z.B. mit Walzen auf harter Unterlage, Reiben zwischen Steinplatten, Schmirgelpapier u. a. Auch gebrochenes Saatgut behält die Keimfähigkeit mehrere Jahre.
Zur Saatgutgewinnung wurde eine einfache und rationelle Methode entwickelt, der Oberboden (ca. 5 cm) wird abgezogen und daraus die langlebigen Samen ausgesiebt. Diese Samenernte erfolgt in der Regel 1-2 mal während des Bestandeslebens. Der Zeitabstand zwischen den Oberbodenentnahmen soll 10-20 Jahre betragen.
Die Jungpflanzen werden als einjährige Sämlinge ausgesetzt und meistens zurück geschnitten, damit sich die Wurzeln kräftigen können.
Auch in anerkannten Samenbeständen kann Fremdbestäubung nicht ausgeschlossen werden, es wird daher für hochwertige Auslesebäume die aufwändigere Methode, die

b) vegetative Vermehrung aus Wurzelstecklingen vorgezogen.
Die Wurzeln gezüchteter Auslesebäume werden aus dem Boden entnommen und in ca. 10 cm lange, etwa fingerstarke Wurzelsteckling geschnitten und diese in den Boden gesteckt.

Hauptkriterien für die Auslese hochwertiger Klone sind

  • Stammqualität, geradschaftig, feinästig, wenig Steiläste
  • Vitalität
  • Trockenresistenz


Aufforstung und Pflegemaßnahmen

Die Aufforstung erfolgt auf guten Böden meist im Pflanzverband 2,5 m x 0,7 m (=5.700 Pfl. je ha).
Nach 4-6 Jahren sind Kronenschnitt und Astung der Jungbäume erforderlich.
Durchforstungen (Standraumregulierung) erfolgen in 2-4 Eingriffen und sollen auf guten Böden bei einer Umtriebszeit von 40-45 Jahren 400-500 Stämme je Hektar, auf mittleren Bonitäten (Umtriebszeit 30 Jahre) 700-1000 Stämme je Hektar als Endbestand ergeben. Die Zielstärken liegen je nach Bodenbonität zwischen ca. 25 cm bis 40 cm BHD. Starkholz ab BHD 50 cm kann auf guten Böden bei Umtriebszeiten über 50 Jahren erreicht werden, ist aber nicht Wirtschaftsziel, da die Gefahr eines vorzeitigen Absterbens der älteren Bäume stark ansteigt.

Robinien gelten als unverträglich gegenüber anderen Baumarten. Mischbestände sind kaum möglich, in Frage kommende Mischbaumarten (z.B. schattenertragende Laubbäume) stellen wesentlich höhere Ansprüche an Boden, Nährstoffe und Feuchtigkeit.

Robinienholz und seine wirtschaftliche Bedeutung
Das Holz der Robinie ist sehr hart und zäh. Von Schädlingen weitgehend verschont, zählt es zu den widerstandsfähigsten und dauerhaftesten Hölzern, es ist daher sehr vielseitig verwendbar. Da blühende Robinien zusätzlich zu ihrer landschaftsökologischen Bedeutung auch eine ausgezeichnete Bienenweide bieten (Akazienhonig als Exporthit), war der Robinienanbau ursprünglich eng mit der Landwirtschaft verknüpft. Das Holz fand vielseitige Verwendung in Haus und Hof.

Nach der Umorganisation der Landwirtschaft um 1950 und der Gründung großflächiger Produktionsgenossenschaften mussten für das Holz andere Verwendungsmöglichkeiten gesucht werden. Industrielle Verwertung, Holzverkauf und ev. auch Exporte, scheiterten an den meist sehr schlechten, krummen Stammformen. 1961 startete die Versuchsanstalt ein groß angelegtes Forschungs- und Zuchtprogramm zur Selektion und Vermehrung geradschaftiger Bäume, die ja auch in den ursprünglichen Robinienwäldern vereinzelt anzutreffen waren. Der Erfolg dieses Zuchtprogrammes wird sowohl auf den Versuchsflächen, als auch in ungewandelten Wirtschaftswäldern überzeugend belegt und verdient höchste Anerkennung.

Beispiele für hochwertige Holzprodukte aus Robinienholz:

  • Furnierholz
  • Holz für Möbel, Innenarchitektur, Parkettböden
  • dauerhafte Gartenmöbel, Einrichtungen für Kinderspielplätze und Freizeitanlagen
  • Stangen und Pfosten
  • Spezialsortiment Schiffsmaste (wertvollstes Sortiment!)
  • dauerhafte Pflöcke für Weingärten, Zäune usw.
  • Drechslerarbeiten, Werkzeugstiele, Hackstöcke usw.
  • Grubenholz, Palettenholz
  • Brennholz (Energieholz) mit höchstem Heizwert

Viele dieser Produkte, die auch im Export hohe Wertschöpfung erzielen, wurden erst durch die Auslese und Vermehrung geradschaftiger Robinien möglich.

Urfahr, 25. Juni 2004
Günther Demel

Arbeitsgemeinschaft für Waldveredelung und Flurholzanbau
Seckendorff-Gudent-Weg 8
Austria 1131 Wien

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